Shakespeare trifft Comedy: Schüler erleben Literatur

Shakespeare greifbar machen. Shakespeare-Kenner Spottiswoode besuchte das BBG

William Shakespeare: Seine Dramen und Kömödien sind auch mehr als 400 Jahre nach seinem Tod auf den Spielplänen der Bühnen der Welt zu finden. Was macht aber die anhaltende Faszination für die Stücke und den Dichter aus? Was können uns seine Stücke heute noch sagen?Und warum reden  Hamlet, MacBeth, Romeo und Julia so geschwollen?

Der Shakespeare-Kenner Patrick Spottiswoode kennt Antworten auf diese Fragen. Spottiswoode, Leiter des Educational Department des Globe Theatre London, folgt der Einladung des BBG und kommt am 06. Februar in der 3. und 4. Stunde an unsere Schule. In der Aula wird er für die Schülerinnen und Schüler der Sek II einen spannenden und ebenso unterhaltsamen Einblick in das Leben und Werk Shakespeares, Besonderheiten der elisabethanischen Aufführungspraxis und die gefürchtete Shakespeare'sche Sprache geben.

Der englischsprachige Vortrag soll unsere Schülerinnen und Schüler motivieren, sich näher mit dem Werk des großen Dramatikers zu befassen und seine Stücke im Kontext des Ortes zu denken, an den sie gehören: die Bühne. Daher legt Spottiswoode in seinem Vortrag großen Wert darauf, sein Publikum einzubeziehen und Freiwillige selbst als Figuren aus Shakespeares Stücken auftreten zu lassen. Mitmachen erlaubt, denn all the world's a stage!

Wir danken dem Förderverein des BBG für die finanzielle Unterstüzung dieser Veranstaltung.

Text: Herr Wensing
Fotos: Frau Black

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Spottiswoode vermittelt Shakespeare am BBG 1

Die RuhrNachrichten berichteten am 07. Februar 2019:

Kirchlinde. Mittwoch hat ein prominenter Redner im Bert-Brecht-Gymnasium einen etwas anderen Vortrag über Shakespeare und seine Zeit gehalten. Als der Pöbel noch ins Theater statt ins Stadion stürmte.
Mit einem humorvollen Vortrag sorgte der Engländer Patrick Spottiswoode, Leiter von Globe Education in London, für Unterhaltung bei Schülern und Lehrern des Bert-Brecht-Gymnasiums.Schaper

Von Carsten Sander

Shakespeare ist „ganz unser“. So soll es einst der deutsche Literaturhistoriker Wilhelm Schlegel gesagt haben. Shakespeares Einfluss auf die deutsche Sprache und das Verständnis von Theater sei hoch einzuschätzen, betont der Experte Patrick Spottiswoode. Am Mittwochvormittag hielt Spottiswoode einen Vortrag in der Aula des Bert-Brecht-Gymnasiums.

Pflichtlektüre

Die Lektüre von Shakespeare ist Pflicht in der Oberstufe und abiturrelevant. Daher war die Veranstaltung für alle betroffenen Schüler obligatorisch. Johanna und Fabian haben zum Beispiel noch einige Berührungsängste mit Shakespeare, da sie bisher keinen Kontakt mit dem englischen Poeten hatten. Das Pärchen aus der elften Klasse wirkte vorher noch etwas aufgeregt, freute sich aber schon auf den Vortrag. „Wir sind schon sehr gespannt, wie es wird“, sagte Fabian dazu.

Berührungsängste abzubauen sei nämlich das Ziel von Spottiswoodes Vorträgen. Dazu schafft er bildhafte Vergleiche, kreiert Wortwitze, teilt skurrile Entdeckungen. Passend dazu: Durch entsprechende Mimik, Betonung und Gestik pointiert er seine Aussagen. Vortrag kann man dazu eigentlich nicht mehr sagen, denn es handelte sich vielmehr um eine Performance mit schauspielerischen und humoristischen Elementen. Man würde sich nicht wundern, wenn Spottiswoode auf einer Comedy-Bühne stünde und jede Menge Applaus und Lacher einheimste.

Allerdings tourt er nicht als Komiker durch Deutschland, sondern mit einem anderen Auftrag: Spottiswoode möchte mit seiner Art zugleich bilden und unterhalten. Wie er dabei ausgerechnet auf Deutschland kommt, erklärt der Engländer mit seiner Profession. „Shakespeare ist in Deutschland besonders beliebt“, so Spottiswoode (frei zitiert aus dem Englischen). Circa 25.000 deutsche Studentinnen und Studenten besuchten Workshops bei Globe Education in London, welches Spottiswoode leitet. Zudem gäbe es in Deutschland eine große Shakespeare-Tradition, die sich zum Beispiel daran zeige, dass es in Weimar neben einer Goethe- und Schiller-Statue auch eine von Shakespeare gebe. Zudem sei die deutsche Shakespeare-Gesellschaft alteingesessen und einflussreich.

Als Spezialist für das Globe Theatre und Shakespeares Werke konnte Spottiswoode einige Unterschiede ausmachen, was Theater früher und heute bedeutet. Heute verstünde man den Besuch eines Schauspielhauses eher als hoch-kulturelles Vergnügen. Sozusagen als „Uber-Kultur“. Zu Zeiten Shakespeares war das noch ganz anders. Ginge heute eher das Publikum (audience) ins Theater (theatre), so war das Globe Theatre früher ein Magnet für die Masse (crowd). In einem betont britischem Englisch vorgetragen, lassen sich die Feinheiten, die auch Schicht- und Klassenunterschiede nahelegen, nachvollziehen.

Lebhaft und voller Energie solle es im Globe Theatre zugegangen sein. Von den 4000  Plätzen waren immerhin 1000 Stehplätze in direkter Nähe der Bühne. Das Stehen an sich würde eine rohe Energie erzeugen, die sich in der Interaktion mit den Schauspielern entlud. Das sei auch der Grund, warum es in England keine Fußballstadien mit Stehplätzen mehr gäbe. Sitzendes Publikum sei nämlich ruhiger und mache nicht so viel Krawall.

Etwas gelöste Unruhe kam auch am Mittwoch bei den Oberstufenschülern auf. Provokant eröffnete Spottiswoode den Vortrag mit dem Thema Sex. Shakespeare sei wie Sex, denn jeder, der darüber spricht, fände ihn gut, es brauche aber ein wenig Übung, um die Feinheiten zu meistern und Vergnügen zu empfinden. Nicht nur bei den Lehrern, sondern auch bei den Schülern kam Gelächter auf. Damit war das Eis bereits gebrochen und Spottiswoode wird sich darüber gefreut haben, dass die Jugendlichen über einen Witz in einer Fremdsprache lachen konnten. Er beurteilt das englische Sprachniveau der Schüler gut.

„Auf die richtige Mischung von Humor und Drama kommt es an.“ Das schätzt der Brite besonders an Shakepeare, der in seinem Werken stets die richtige Mischung trifft. Ein spezielles Stück wollte Spottiswoode nicht herausheben. Dies wechsele immer, wenn er eine gut gemachte Inszenierung besuche und ihm neue Aspekte auffallen. Die Hoffnung ist, dass auch die Schüler solche Aha-Momente erleben.

Lieblingswort

Es war nicht der erste Besuch in Deutschland, Spottiswoode geht jährlich auf Tour in deutschen Schulen. Dabei lerne er auch immer neue Wörter und aktuell sei sein Lieblingsbegriff „Rechteck“. Überall sei es zu finden, die Aula sei eines, viele Theater seien eines, ein Handy sei eines oder ein Buch. Im Gegensatz dazu war das Globe Theatre rund.

Heute sehen Schauspieler die Zuschauer gar nicht mehr, da sie von Scheinwerfern geblendet werden. Es findet keine Interaktion statt. Das war zu Zeiten des Volkstheaters anders. Obwohl Shakespeare in einem autokratischen System lebte, sei Theater demokratisch gewesen.